„Alles auf Anfang“ – MP3-Files, Songtexte, Rezensionen und Making Of zu Finns erstem Album

Als das Album im September 2003 endlich erschien, war seit den ersten Aufnahmen dafür bereits ein Jahr vergangen. Innerhalb dieses Jahres wurde mit großen Ambitionen und kleinem Budget in Dirk Kockjoys noch kleinerem Studio im Prenzlauer Berg immer wieder aufgenommen und gemischt, mal eine Woche, mal nur einen Tag.Und natürlich wurde geschrieben. Viele Texte zu den Songs entstanden erst während der Aufnahmen bzw. zeigten spätestens da deutlich, dass noch weiter an ihnen gearbeitet werden musste, was dann zwischen den Studioterminen stattfand – und nicht selten waren die letzten Zeilen erst kurz vor dem Einsingen in der Welt.Die Kompositionen dagegen stammten weitestgehend aus den Jahren 2001 und 2002, nur manche Melodien wie etwa der „Piano-Song“ oder „Das alles bin ich nicht“ reichten bis in die späten neunziger Jahre zurück, „Tommy“ erlebte sogar, da noch mit englischem Text und unter dem Titel „Fat man“, bereits 1997 mit meiner und Dirk Loombeeks Band „Speaker’s Corner“ seine Premiere.

Bei diesem und anderen Songs gelang, was beim „Piano-Song“, bei „Love“ und bei „Around the world“, nicht glücken wollte und irgendwann auch nicht mehr weiterverfolgt wurde, nämlich den Fluss des englischen Textes durch einen ebensolchen in deutscher Sprache zu ersetzen. Ich beließ es schließlich, wenn auch schweren Herzens, bei den englischen Texten und versuchte diesen unter dem korrigierenden Blick von Menschen mit entsprechender Sprachkompetenz (Danke Frauke! Danke Todd!) den letzten Schliff zu geben. So findet sich also ein letzter Verweis auf die unbedingte Englischsprachigkeit der „Speaker’s Corner“- und „Tom Finn“-Zeit noch auf dem ersten Finn Ritter-Album.

Im Nachhinein sind es aber nicht nur die drei englischen Songs, die „Alles auf Anfang“ eher zu einem gemischten Beutel machen. Auch die Menge der letztlich berücksichtigten Songs, immerhin 17 Stücke bei einer Laufzeit von fast 70 Minuten und damit natürlich viel zuviel, trägt zu diesem Eindruck bei.

Mit dem Abstand von einigen Jahren (wobei sich diese Idee bereits wenige Wochen nach der Veröffentlichung durchsetzte), hätte ich gern auf mehr als nur die zwei Songs verzichtet, die es letztlich nicht auf „Alles auf Anfang“ (und auch keine der späteren CDs) schafften.

Aber es hatte einfach zu lang gedauert bis zu dieser ersten CD, um sich jetzt in Zurückhaltung zu üben, so dienlich sie dem ganzen Projekt auch gewesen wäre: Ich wollte mich zeigen, sowohl einem Publikum, das es noch zu finden galt, als auch – so die damalige Idee – an meinen Stücken interessierten Interpreten oder Verlegern. Und natürlich wollte ich auch endlich wenigstens ein paar Songs aus dem Verließ der Schubladen und Notizbücher befreien, um mich zu erleichtern und es neuen Stücken leichter zu machen, zu mir zu kommen.

Leider sorgte dann allein schon die schiere Menge der Songs auf dem Album dafür, dass vieles ungehört blieb, wie z. B. „Kati und Peter“, um das ich noch heute trauere.

Das Stück verdankt seinen Reiz nicht zuletzt der E-Gitarre von Thorsten Weber, andere Stücke verdanken den anderen beteiligten Musikern Tammo Grundmann, Angelo Valtchev, Marco Tschirpke, Angelo Gülle und natürlich Dirk Kockjoy Essentielles.

Eine Zeitlang sollte die Platte „Pizza“ heißen (Sie wissen schon: Das berühmte Ganze, das mehr ist als die Summe seiner Teile…) und die CD als ebensolche bedruckt und in einem kleinen Pizzakarton vertrieben werden, aber ich fand die Idee letztlich so wenig passend wie finanzierbar – eine Schwierigkeit, die „Die Ärzte“ ein paar Jahre später mit „Jazz ist anders“ nicht haben sollten.

Also ein anderes Layout. Die Fotos dazu machte Dirk Loombeek an einem Nachmittag, an dem wir eigens dafür durch Schöneberg zogen. Das daraus entstandene Coverfoto habe ich mir nicht ausreden lassen, die eigentlich dazugehörigen Herbstfarben leider schon. Es könnte nicht farbecht werden, wurde ich gewarnt, und das Braun zu einem Rosa werden. Ein schnell lösbares Problem, aber das wusste ich damals noch nicht. So wurde das Coverfoto schwarz/weiß und die Platte noch ein bisschen grauer. Dabei entsprach doch das Braun des Originals viel mehr den Farben, die ich in der Musik hörte. Und die Vielfarbigkeit der Aufnahme insgesamt viel mehr der Art und Weise, wie ich zum damaligen Zeitpunkt die Welt sah.

Für einen kurzen Augenblick glaubte ich, dass mit der Veröffentlichung der CD aus meinen Träumen Wirklichkeit und ich im Hauptberuf Musiker werden würde. Aber es wurde nicht einmal etwas damit, „Barbara Schöneberger“ im Café zu treffen.

Ende November des Jahres begann ich mit dem Referendariat.