„In Farbe“ – MP3-Files, Songtexte, Rezensionen und Making Of zu Finns zweitem Album

Der Anfang war gemacht und „In Farbe“ war der Versuch, es in der zweiten Runde besser zu machen und aus den Mankos der ersten CD zu lernen. Wieder gab es viel zu viele Songs, aber dieses Mal blieben einige gleich nach den ersten Durchläufen im Studio und nach den ersten verteilten Hörproben an beste Freunde im Geflecht von Selbst- und Fremdkritik hängen.

Ein buntes und rundes Popalbum sollte es werden, eine Platte aus den Mid-Sixties mit der entsprechenden Laufzeit, die vierzig Jahre verspätet erscheint, ein kurzweiliges und doch substanzreiches Vergnügen, dessen Stimmung und Farbigkeit sich diesmal tatsächlich unmittelbarer am Cover ablesen lassen sollten.

Dennoch aber auch ein Album jenseits von Naivität und Hippieseligkeit, der Regenbogen auf dem Cover ist keiner, der, der dort stattdessen eine Landschaft erkennt, erkennt sie als künstlich und tatsächlich entstanden die Songs inhaltlich vielfach eher aus Versuchsanordnungen heraus.

„Rauminhalt“ sollte die Platte kurzzeitig heißen, dann – über einen ziemlich langen Zeitraum, der den Titel sogar auf der vorletzten Seite des Booklets eingeschrieben hat – „Leben in Farbe“, in beiden Fällen der Idee einer Platte geschuldet, die inhaltlich Leben und dessen Wechselfälle beschreibt und in Fülle abbildet.

„Leben in Farbe“ fühlte sich dem Konzept, das keines war, zumindest der Wortwahl nach noch verpflichtet, klang aber poppiger und damit besser. Mit „In Farbe“ war dann der intellektuelle Überbau endgültig über Bord geworfen und es ging nun nur noch darum, stimmig ausgearbeitete Songs ebenso zu präsentieren.

12 Stücke (wenn man vom Hidden-Track „Einfach nur ein Lied“ absieht, das zu Recht wohl bisher von kaum jemandem gehört wurde).

Die Texte entstanden alle 2004 und 2005, die Kompositionen nur zur knappen Hälfte, nämlich die von „Foto von dir“, „Der fünfte Beatle“, „Alle deine Namen“, „Immerzu“, „Küssen“ und Teile von „Unterwegs“, wobei „Küssen“ kaum geschrieben wurde, sondern eher plötzlich da war. Die anderen Melodien reichen (teilweise weit) zurück in die Neunziger und fanden sich dort mitunter in anderen Zusammenhängen, wie z. B. die Bridge von „Unterwegs“, die meinen Song „Other side of love“ aus alten „Speaker’s Corner“-Tagen, nun ja, belehnt.

Maßgeblich am Gelingen des Ganzen beteiligt war wiederum Dirk Kockjoy (nun und in Folge allerdings unter dem Namen Dirk Bewig), der die Arrangements fast aller Stücke mit mir entwickelte resp. das Album mit mir gemeinsam produzierte und durch sein Können als Pianist und Keyboarder bereicherte. Aber auch die anderen beteiligten Musiker taten ihr Übriges, allen voran Brendan Craig an der Gitarre, der nicht nur notierte und vorgesummte Soli an der E-Gitarre umsetzte, sondern beispielsweise mit dem von „Alle deine Namen“ auch ganz eigene beisteuerte.

Im Frühjahr 2004, nur wenige Monate nach Beginn meines Referendariats, hatten die Aufnahmen begonnen, wenige Monate nach dessen Ende, im noch kalten Frühjahr 2006, fand in der „Junction Bar“ in Berlin-Kreuzberg das „Record-Release-Konzert“ zum Album statt.

Wieder also eine lange Zeit des Aufnehmens und Mischens für eine Platte, die unter den gleichen Bedingungen und am selben Ort entstand wie „Alles auf Anfang“, parallel zum Hauptberuf mal ein Tag hier und ein Nachmittag dort, im Budget durch die Grenzen des Referendarssalärs klar bestimmt.

Nun aber war ich kein Referendar mehr und wieder voller Hoffnung, mit der neuen CD, die mir viel gelungener und besser produziert erschien als ihr Vorgänger, endlich gehört und gehandelt zu werden. Und vielleicht hätte hier wirklich mehr passieren können, als letztlich passierte. Eine Agentur bekundete Interesse, aber mich verließ der Mut. Er reichte jedoch noch dazu, im Sommer 2006 eine Stelle als Studienrat anzutreten und dazu Berlin den Rücken zu kehren.