„Retro“ – MP3-Files, Songtexte, Rezensionen und Making Of zu Finns drittem Album

Der Titel ist natürlich Programm, sowohl textlich als auch und wieder musikalisch. Und dieses Mal tatsächlich Konzept, das nicht völlig, aber doch weitgehend durchgehalten wurde: Songs, die sich gegenseitig beleuchten und fortschreiben, spiegeln und zitieren in musikalischer und textlicher Hinsicht, Motive und Leitmotive bis ins Booklet hinein.

Das Thema: Das, was war und ist und sein wird, und das Dazwischen. Diesmal und noch anders als bei „In Farbe“ ist die Landschaft auf dem Cover echt, eine auf- oder untergehende Sonne, ganz wie man will.

Die ersten Kompositionen und textlichen Einfälle für „Retro“ entstanden bereits 2006, als „In Farbe“ relativ kurz vor der Veröffentlichung stand, so etwa die Musik zum Titelsong, zu „Ein anderer sein“, „Früher Freund“ und „Ich mach nur einfach mit“.

Während der Aufnahmen, die 2008 in Berlin begannen, gesellten sich als neue und für das Album geschriebene Stücke „Soweit ich seh“, „Das, was einmal war“ und „Ganz bei dir“ hinzu (wenngleich die beiden letztgenannten natürlich eigentlich für und wegen Steffi geschrieben sind). Außerdem die Texte zu den oben genannten und allen weiteren Stücken, bei denen wiederum tief in den zusehends leerer werdenden musikalischen Fundus gegriffen wurde, überschaubarer zumindest, was akzeptable Songideen und Skizzen angeht.

In gleich mehreren Fällen wurde dabei für „Retro“ aus Fragmenten ein Ganzes kreiert. „Orte, die ich niemals sah“ und „Der Rest der Zeit“ gehen so auf jeweils gleich drei verschiedene und Jahre zurückreichende Songskizzen zurück, die nun eine Fassung fanden.

Und natürlich gab es auch diesmal Songs, die es nicht auf die Platte schafften.

Arrangiert und produziert wurde wiederum von Dirk Bewig, nunmehr allerdings nicht mehr in Berlin, sondern in Bargteheide bei Hamburg. Dirk drückte wiederum alle Tasten und ich zupfte alle Saiten bis auf die des Basses, die wiederum fast ausnahmslos von Angelo Gülle bedient wurden, der sich damit rühmen darf, durch sein Spiel alle drei Ritter-Alben veredelt zu haben.

Diese Kontinuität gelang beim Schlagzeug nicht. Dritte Platte, vierter Drummer. Ich hatte mir Ringo gewünscht und bekam Rob, was nicht besser hätte laufen können.

Die Aufnahmen zogen sich letztlich bis 2010, auch wenn zu diesem Zeitpunkt viele Stücke der Platte bereits weitgehend fertig produziert vorlagen.

Dieses Mal – und in relativem Gegensatz zumindest zur ersten CD – war der lange Produktionszeitraum aber keine Frage begrenzten finanziellen Budgets, sondern des zeitlichen.

Ein weiteres Mal also die Aufführung des Stücks „Das Hobby neben dem Beruf“, allerdings ein ziemlich kostspieliges, zumal dieses Mal erstmals bei einer meiner Produktionen ein tatsächliches und von Arnold Kasar ausgeführtes Mastering hinzukam.

Gute Songs, gutes Sequenzing, ein aus meiner Sicht überzeugendes Konzept und eine geglückte Produktion: „Retro“ stellte zum Zeitpunkt seines Erscheinens für mich das bis dato gelungenste Finn Ritter-Album dar und hat diese Beurteilung bis heute behalten. Warum das Feedback auf die Platte insgesamt gesehen dagegen eher kleiner ausfiel als auf „Alles auf Anfang“ und „In Farbe“ war und ist mir ein Rätsel, das ich aber mittlerweile nicht mehr zu lösen versuche.